Der Kanton Appenzell Ausserrhoden ist ein Willenskanton. Die Menschen im Vorder-, Mittel- und Hinterland bilden einen Kanton, weil sie es wollen. Unser Kanton ist von der Topographie her keine auf der Hand liegende Einheit, wie z.B. das Glarnerland oder der Kanton Uri. Der Kanton ist durch tiefe Tobel getrennt. Für einen Wolfhäldler liegt Rorschach und Heerbrugg näher als Herisau, während Teufen und Bühler nach St.Gallen orientiert sind. Von der Waldstatt geht man lieber gleich ganz nach St.Gallen, wenn man einkaufen will. Herisau ist zwar der Sitz der Regierung und Standort vieler Einheiten der öffentlichen Verwaltung aber keineswegs das Zentrum des Kantons. Trogen ist es, trotz Gerichten und Kantonsschule ebenfalls nicht. Die positive Seite dieser Situation ist, dass wir in unserem kleinen Staatsgebiet eine unglaubliche Vielfalt haben. Das gilt für die Topographie selbst, das gilt aber auch für den Menschenschlag und die Sprache. Die negative Seite ist aber, dass wir uns zu wenig als Einheit fühlen und uns zu wenig vertrauen. Wenn also einer aus Herisau kommt, so sollte man vorsichtig sein; und die Vorderländer tun sich über dem Bodensee zusammen. Wir orientieren uns nach St.Gallen, ins Rheintal und auch ein wenig nach Appenzell. Unsere Identität schöpfen wir aus der Gemeinde, der kleinen Region, der wir uns verpflichtet fühlen. Wenn wir unseren Kanton stärken wollen, so werden wir die Realität akzeptieren müssen, dass unsere wesentlichen Zentren ausserhalb sind. Wir müssen aber Gelegenheiten schaffen und das stärken, was unseren Willenskanton wieder zusammenführt. Das wird uns erstarken lassen.